Die Reiseroute: Von München nach Trento. Von Trento nach Venedig. Von Venedig nach Florenz über Bologna.
In Italien ist der Mann dabei. Das Kind, der Mann, das Eis.
Trento
Eine Hitze in Trento, eine Hitze auf der Wiese vorm Bahnhof, Büsche die rosa blühen, eine Hitze im Bahnhofsgebäude, ein winziger Hund, ein Polizist, der so anders aussieht. Wir können uns vor Atmenlosigkeit nicht vorstellen, noch südlicher zu fahren. Wir werden doch verbrennen.
Ein Quartierwechsel, weil kein Busfahrer im Ort mehr weiß als seine eigene Strecke. Wir sehen ein bisschen mehr von der Stadt, als es nötig gewesen wäre am Anreisetag. Zu dritt ist es endlich so, dass einer bei Kind und Gepäck bleiben kann, der andere sich kümmern. Wir machen es gleich klischeegemäß: ich mit Kind am Basislager, Mann erkundschaften Weg und Möglichkeiten. Ugga Ugga.
Nachdem wir eine Weile auf einem Berg über der Stadt gestanden haben, beschließen wir, wieder hinab zu fahren. Wir suchen ein anderes Quartier. Es ist preiswerter, direkt am Marktplatz, heißt Venezia. Wir duschen an und dann windet die Klimaanlage uns freundlich zu, bis wir abends bereit sind, die glühende Stadt zu entdecken.
Nachts in einem Garten, in dem duftender Lavendel wächst. Auf einem kleinen Spielplatz schaukelt eine Gruppe von singenden russischen Mädchen. Drei wippen auf Wipptieren.
Es ist so schön, dass ich auf der Stelle gar nichts mehr möchte.
Notizen
Die Burg mit der mumifizierten Katze. Der Versuch, einmal einen Kaffee zu bestellen, ohne dass man mich verachtet. Der Juwelier, der stundenlang sein Fenster putzt. Die Kirche, in die wir kurzärmlich nicht hinein dürfen. Diese langen Gespräche mit dem Kind über Gott. Erschöpft sage ich zum Mann: Bitte sprich du jetzt mit ihr über Gott. Die Jugendlichen, die auf einer Anhöhe ein Musikfestival feiern. Nachts stellen sie Stühle vom Eiscafé in den Brunnen, setzen sich drauf, singen und lachen. Direkt unter unserem Fenster.
Der Splitter, den sich das Kind eine Stunde lang versucht, tapfer selbst zu ziehen. Ein Theater in drei Akten.
Akt eins: Nein, ich mach es selbst, nicht du, oh nein, ich selbst, nicht du.
Akt zwei: So warte doch noch, so warte, Mutter, so warte, ich selbst.
Akt drei: Na gut, du darfst mal, na gut, AUAUAUA! Ich mach es selbst. Siehst du: ich habe es selbst gemacht.
Venedig
Ich kann kaum Fotos von Venedig aussuchen. Zu schön. Alle zu schön.
Die Geschichten, die zu erzählen sind:
– Wie ich meine Wohnung untervermietet habe und mich Nachbarn über das Onlineportal ausfindig machen, mir sagen, dass sie keinen Ärger beim Vermieter machen werden, aber die Schlafgäste seien laut. Wie die Schlafgäste mir schreiben, dass sie nicht laut waren, aber dass die Nachbarn laut waren. Ich verrate nicht, wie es ausging.
– Wie ich telefonisch von dem Nachbarn mit dem Schlüssel (er spricht nicht so gut Deutsch und die Verbindung ist schlecht, es ist Mitternacht, ich sitze in München in einem Taxi) erfahre, dass der Putzmann den Schlüssel mitgenommen habe. Wie ich nicht schlafe im Nachtzug. Wie ich den ganzen Weg nach Italien mit vielen Menschen telefoniere: Nachbarn, Putzmännern und ihren Vorgesetzen, Anrufbeantwortern. Ich verrate nicht, wie es ausgegangen ist.
Notizen aus Venedig
Schon wieder Unterkunft umbuchen. Verlust durch Umentscheiden. Ein Thema, das bleibt.
Wir fahren in die Berge, durch die Berge, aus den Bergen wieder raus. Das Kind singt Heidi.
Ich trete in Venedig aus dem Bahnhof, stehe vor dem Kanal und weine sofort.
Es sind so lange Tage und so eine Hitze. Wir gewöhnen uns daran. Mittagsschlaf. Dreimal duschen. Mit dem Fächer fächern. Ich verstehe bei der Hitze das Konzept Espresso.
Wir haben nur ein Zweierbett. Das Kind schläft auf einem aufblasbaren Krokodil.
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